Keine Angst vorm Kommentieren -
12 Tipps für
einen gelungenen Meinungsbeitrag
Von Armin
Jelenik, stellvertretender Chefredakteur Nürnberger Nachrichten
1. Informieren Sie sich (Lesen, lesen, lesen, nicht zuletzt die
aktuelle Nachrichtenlage zum Thema, Archivrecherche, verlässliche Quellen im
Internet suchen, durchaus auch mal einen Rechercheanruf bei einem Experten)
2.
Stellen Sie Ihre Journalisten-Kamera auf
Weitwinkel: Beim
Kommentar kommt es aufs große Ganze an, auf die Zusammenhänge, auf die
überraschende Assoziation (und nicht, wie bei der Reportage, auf die Details
und Beobachtungen).
3.
Verlieren Sie sich nicht in Details, aber werden Sie ruhig grundsätzlich:
Wer zu viele technische und juristische Details in einen Kommentar packt, hat
möglicherweise keine Meinung zu seinem Thema. Grundsätzliche Hinweise, etwa auf
die Unantastbarkeit der Menschenwürde in einem
Asyl-Kommentar, zeigen hingegen, dass Sie die Gesamtdimension des Themas
erkannt haben.
4. Seien Sie mutig, seien Sie subjektiv: Das einzige, was beim Kommentar wirklich zählt, ist Ihre
Meinung. Je mutiger, desto besser – vorausgesetzt, Sie können Ihre mutige These
auch mit Argumenten untermauern. Und wenn Sie alleine nicht den ausreichenden
Mut aufbringen, diskutieren Sie mit Ihren Kollegen, um Ihre Meinung zu
schärfen.
5. Ordnen Sie Ihre Gedanken vor dem
Schreiben: z.B. auf einem Schmierzettel, auf dem
Sie stichpunktartig Ihre These, Argumente, Gedanken und Assoziationen
festhalten (Kommentar: 1 bis zwei Thesen, Leitartikel 3 bis 4 Thesen, nicht
mehr)
6.
Formulieren Sie Ihre Kernthese - und machen Sie daraus als erstes eine Überschrift, erst danach fangen Sie mit dem
eigentlichen Text an
7. Keine Rätsel-Überschriften („Mutig, aber riskant“), sondern ein
klares Signalwort, aus dem deutlich wird, um was es geht, und eine Wertung
(„Chaos bei Jamaika“)
8. Fallen Sie mit der These ins Haus: Am Ende des ersten Absatzes, spätestens Anfang des zweiten
Absatzes muss der Leser wissen, was Sie von dem Thema halten
9. Gliedern Sie Ihren Text klar: These, kurze Nachricht, Argumente und Entkräftung möglich
Gegenargumente, klare Schlussfolgerung. Die Schlussfolgerung sollte noch einmal
überraschen und nicht einfach die Eingangsthese wiederholen
10. Halten Sie Distanz: Eigene Betroffenheit, Wut und Empörung sind keine guten
Ratgeber für einen guten Kommentar. Viele Adjektive („unfassbar“, „empörend“,
etc.) und Ausrufezeichen sind meistens ein Indikator dafür, dass der Autor
keine eigene, fundierte Meinung hat
11. Bleiben Sie fair: Beschimpfungen haben in einem Kommentar nichts zu suchen
12. Bloß nicht: Killerphrasen wie „Das wird die Zukunft zeigen“,
„Abzuwarten bleibt“
b) Verfassen eines Kommentars (Orientierungshilfe: etwa 800 bis maximal 1000 Wörter)
- Beachtung des angegebenen kommunikativen Kontextes (Schreibanlass)
- pointiertes Auseinandersetzen mit dem Sachverhalt auf Basis des Textes
- Einbezug der zur Verfügung gestellten Materialien sowie gegebenenfalls der eigenen Erfahrung und Kenntnisse
- Gewinnen eines eigenen Standpunktes: Abgrenzung von der Position des Autors/zustimmende Ergänzung
- Wahl einer aussagekräftigen Überschrift
- schlüssige Positionierung, klare Argumentationsstrategie (frei in Strukturierung, formgerechtes Strukturieren, angemessener Reflexionsgrad, Abstraktion und Reflexion auf Metaebene)
- deutlicher Adressatenbezug
- stilistisch anspruchsvolle, pointierte sprachliche Gestaltung, Verwendung von Stilmitteln
- Stilebene: sachlich-nüchtern?????, ironisch, polemisch (dem kommunikativen Kontext angepasst)
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